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Ein Erfahrungsbericht zu studentischen Lernpatenschaften als praktische Form von Mitgestaltung im Studium



Von Anna Niesing


An der Cusanus Hochschule für Gesellschaftsgestaltung geht es nicht nur im abstrakten Sinne um Gestaltungsräume, sondern auch ganz praktisch darum, Seminarangebote mitzugestalten. Dafür gibt es an der Hochschule ein neueres Konzept der studentischen Lernpatenschaften. Was es damit auf sich hat und welche Erfahrungen ich als Lernpatin sammeln konnte, schildere ich in diesem Beitrag.

Das Seminar „Nachhaltige & solidarische Ernährungswirtschaft“, für das ich im Team mit zwei weiteren Student:innenn die Lernpatenschaft übernommen habe, fand im Wintersemester 2021/22 im Modul „Neue Ökonomien & Gesellschaftsgestaltung“ des Masters Ökonomie – Nachhaltigkeit – Gesellschaftsgestaltung (ÖNG) statt und wurde von den externen Dozentinnen Lisa Oberschelp, Elena Schiff und Franziska Osang geleitet, die bei der Organisation Lebendige Landwirtschaft – Gesellschaft zur Transformation des Ernährungssystems“ tätig sind. Die Übernahme einer Lernpatenschaft war eine Wahloption der Prüfungsleistung in diesem Modul. Hier konnten wir zwischen einer Lernpatenschaft und einem Essay wählen. Aber was hat es nun eigentlich mit der studentischen Lernpatenschaft auf sich?



I.L.A.-Kollektiv (2019): Das gute Leben für Alle



Das Konzept der studentischen Lernpatenschaften


Das Konzept der studentischen Lernpatenschaft bietet die Möglichkeit, Seminarprogramme mitzugestalten und so Erfahrungen in Konzeption und Durchführung eines Seminars zu sammeln. Dabei übernehmen Lernpat:innen vor allem die Kommunikation zwischen Dozent:innen und dem Jahrgang. Sie erfragen Erwartungen und Wünsche zu Inhalten und Methoden im Jahrgang und bringen diese dann bei Treffen mit den Dozent:innen in die Seminarplanung mit ein.

So trafen wir uns regelmäßig zu sechst, wir drei Student:innen und die drei Dozentinnen, um den Seminarablauf zu planen. Wir verstanden uns von Anfang an als gemeinsames Vorbereitungsteam und trafen Entscheidungen im Konsens. Schnell wurde klar, dass wir uns zu Anfang des Seminars erst einmal mit dem Status quo und den Krisen der Ernährungswirtschaft beschäftigen wollten, um dann, davon ausgehend, Alternativen und solidarische Konzepte kennenzulernen. Themenschwerpunkte des Seminars waren letztlich Ernährungssouveränität und Ernährungsdemokratie, Teilhabe verschiedener sozialer Milieus an solidarischen Wirtschaftsformen, die Rolle von Commons und dem Wachstumsparadigma in der Ernährungswirtschaft. Aufgrund des Wunsches nach abwechslungsreichen Methoden entschieden wir uns, Roman Herre von FIAN e.V. zum Thema „Ernährungsdemokratie und Ernährungssouveränität“ und Dorle Gothe einzuladen, die uns das Konzept der Regionalwart AG näherbrachte.



Reflexion meiner Rolle als Lernpatin


Für mich persönlich war die Lernpatenschaft eine spannende Lernerfahrung. Mir hat die Zusammenarbeit im Team sehr gefallen, da wir alle versuchten, die Wünsche aus dem Jahrgang zu berücksichtigen. Gleichzeitig bin ich sehr froh, dass ich die Lernpatenschaft nicht allein, sondern mit zwei Kommiliton:innen übernehmen konnte, da wir uns so auch intern absprechen und Aufgaben wie beispielsweise die Kommunikation zum Jahrgang aufteilen konnten. In unserem Vorbereitungsteam trafen wir Entscheidungen im Konsens, nichtsdestotrotz stellt sich bei dem Konzept grundsätzlich die Frage, wie ein guter Umgang gefunden werden kann, falls es unterschiedliche Erwartungen an den Seminarablauf gibt.

Besonders herausfordernd fand ich persönlich die Entscheidung zwischen der quantitativen und qualitativen Auseinandersetzung mit Themen. Wollen wir mehr Zeit für die tiefere Auseinandersetzung mit Themen oder ist das Ziel einen Überblick über mehrere Themen zu erhalten? Auch der Umgang mit der Pandemie war für mich oft schwierig. Wir hatten während der Planungsphase auf ein reines Präsenzseminar mit Exkursion gehofft, mussten aber leider kurz vor Seminarbeginn auf hybride Lehre umstellen und dadurch die Exkursion absagen. Trotz dieser Herausforderungen hatten wir ein inspirierendes Seminar! Ich kann das Konzept der Lernpatenschaften daher allen, die Interesse an Bildungsarbeit haben und/ oder Erfahrungen in der Planung von Seminarprogrammen sammeln wollen, nur ans Herz legen.

 


Anna Niesing

Anna studiert den Master „Ökonomie – Nachhaltigkeit –Gesellschaftsgestaltung“ und setzt sich gerne mit Themen wie Postwachstum, alternative Lebenskonzepte und dem Guten Leben für Alle auseinander. Wenn sie nicht gerade einen Workshop für das Projekt Klima, Arbeit und Zukunft (KAUZ) plant, übt sie Gitarre oder treibt Unfug in Berlin.


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