Eine bessere Mobilität braucht Kraftquellen zum Träumen.
von Robin Wittrien
Diese Rede wurde auf dem Klimastreik am 01.03.2024 in Koblenz gehalten und erschien in der Frühjahr/Sommer-Ausgabe des Koblenzer Statt-Magazins.
Es gibt viele starke und kämpferische Beiträge, in denen die aktuelle Lage der Verkehrspolitik erläutert wird und die notwendigen Maßnahmen für die Verkehrswende verdeutlicht werden. Dennoch möchte ich nochmal ganz von vorne anfangen und innehalten. In meinem Text möchte ich nicht nur konfrontieren und aussenden, sondern dich kurz in die Utopie mitnehmen.
Stell dir vor, wie Mobilität in 20 Jahren aussehen könnte oder sogar sollte. Geh in die Utopie und stell dir vor: Was ist das bestmögliche Bild von Mobilität, das du dir vorstellen kannst? Welche Wünsche hast du? Welche Verkehrsmittel sind um dich herum? Welche Rolle hast du? Was tust du? Welche Beziehungen bestehen zwischen den Verkehrsteilnehmer*innen? Wie fühlst du dich in dieser Utopie? Kurzum: Was ist eine wünschenswerte Zukunft? Wie kann sie gerecht und nachhaltig sein?
Vielleicht hast du dir vorgestellt in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf Fahrrädern unterwegs zu sein. Vielleicht hast du dich in einer autofreien Innenstadt mit Sharing-Verkehrsmitteln und Reparaturwerkstätten wiedergefunden. Vielleicht hattest du auch besonders kreative Ideen und Liegefahrräder, Drohnen und ein kostenfreies Netz autonom selbstfahrender Taxis vor Augen. Wahrscheinlich hast du dir den Verkehr aber auch stressfreier und sicherer vorgestellt.
Für die meisten bedeutet Verkehr Stress, doch das müsste nicht sein. Mobilität bedeutet doch eigentlich Bewegungsfreiheit, die Erreichbarkeit von lieben Menschen und die Erweiterung des Horizonts.
Doch egal, was du dir vorgestellt hast, wir brauchen diese Ideen. Wir brauchen Vorstellungen von wünschenswerten und lebenswerten Zukünften. Nicht um im Träumen zu verbleiben, sondern um damit im Hier und Jetzt ins Handeln zu kommen.
Denn unsere Utopien sind Kraftquellen für uns und gute Argumente und Inspiration für Andere. Wir müssen nicht mehr die sein, die meckern und verbieten, sondern wir sind diejenigen, die Entwürfe für das gute Leben für Alle machen. Wir zeigen, was möglich sein könnte und schöpfen Hoffnung, denn wir haben eine Welt zu gewinnen!
Utopien weiten auch unseren eigenen Blick. Mit ihnen müssen wir nicht allein den SUV-Fahrern und Rasenmährobotern die Schuld geben, sondern wir können erkennen, dass die Grundlagen unserer Wirtschaft und Politik auf einer fossilen Infrastruktur beruhen und dass wir einen system change brauchen.
Deshalb brauchen wir politisch Aktive inner- und außerhalb von Parteien (BUND, ADFC, Greenpeace), die politische Weichen stellen. Wir brauchen Gewerkschaften und ihre Aktiven (verdi, GDL), die für die Beschäftigten im Verkehrssektor, für die Ermöglicher der Mobilität, kämpfen. Wir brauchen Bewegungen (FFF, Letzte Generation), die junge Menschen dafür mobilisieren für IHRE Zukunft zu kämpfen. Wir brauchen Bildungseinrichtungen (Hochschule für Gesellschaftsgestaltung), die junge Menschen befähigt, sich für die Transformation einzusetzen. All diese Pluralität und Vielfalt brauchen wir, unser aller Ideen, Engagement und Vorbildfunktion.
Für eine Utopie der Mobilität!
Robin Wittrien
Robin arbeitet an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung im Bereich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit. In seiner Freizeit engagiert er sich im Vorstand des BUND Koblenz und ist leidenschaftlicher Vogelbeobachter.
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